Wie das Leben auf Kuba weiter geht

04.04.2022 von Britta Bomball

Lesen Sie in diesem Reisebericht die Erfahrungen unserer langjährigen Kundin und avenTOURa Bloggerin Britta Bomball und lassen Sie sich für Ihre nächste Cuba-Reise inspirieren.

Nach meinem letzten Kuba Besuch während des Lockdowns April 2020, wollte ich nun unbedingt wissen wie das Leben auf der Insel weiter geht. Meine Reise sollte mich diesmal nach Havanna und in die Provinz Mantanzas führen.

Ein angenehmer Anfang

Seinen angenehmen Anfang fand unser Urlaub im Hotel Comodoro, Havanna. Trotz fünftägiger Quarantänepflicht damals in 2021, blieb uns das Comodoro in guter Erinnerung und wir wollten die Hotelanlage nun ein paar Tage mit „Freigang“ erleben. Unser Bungalow gefiel mir auch diesmal, Terrasse mit Blick auf den Boulevard und viel Platz für unsere Vielzahl an Koffern. Ein Palmenzweig schob sich frech durchs Schlafzimmerfenster, also schliefen sozusagen „im Grünen“. Meersicht gab es zwar nicht, dafür entdeckten wir hinter dem Einkaufszentrum einen versteckten Stadtstrand. Für ein erfrischendes Bad nach langem Flug aus kalten Gefilden völlig ausreichend.

Ein Schlauchboot wäre gut gewesen!

In der grüne Hoteloase mit Schwimmbad erholte ich mich bestens. Das Pool Wasser war allerdings zu dieser Jahreszeit recht frisch, also badete ich vorzugsweise im Atlantik mit seiner warmen Strömung. Zum Abendessen gab es kein Büffet, sondern frisch zubereitet A la Carte. Abends durfte man aus drei Fleischsorten und der Vorspeise wählen. Ich war begeistert, geschmacklich unschlagbar. Mein Fisch mit Yuca war ein Gedicht, Rindfleisch am nächsten Abend zart und schmackhaft.

Glück muss man schon haben beim Hotelessen auf Kuba. Zum Frühstück gab es traditionelles Büffet, freundliche Kellner legten Gewünschtes (aus Corona Gründen) auf unsere Teller. Frische Säfte von Ananas, Papaya und Guave verkostete ich allesamt, wenig Wasser viel Frucht, lecker und nicht selbstverständlich in den kubanischen Hotels. Meine kubanische Hotel Faustregel lautet daher: erwarte nichts, dann kann es nur besser werden, funktioniert fast immer.

Höchste Brücke Kubas zwischen Havanna und Varadero

Am letzten Abend überraschte uns hier ein schweres Gewitter. Regen stürzte schonungslos vom Himmel, Blitze zuckten und erhellten die ganze Straße, der Donner erinnerte an Dynamit Explosionen. Da weder Regen noch Gewitter nachließen, war ich der Meinung das wir es mit Handtüchern und Duschgardine (von der Stange im Bad ab gefummelt) relativ trocken zum Restaurant schaffen könnten. Als wir den Bungalow über die glitschige Treppe verließen, war ich mir meines Tuns nicht mehr so sicher.

Wir landeten knöcheltief im Wasser. Erstaunt blickten wir uns um, sahen jedoch im Umkreis von fünfhundert Metern keine trockene Stelle im reißenden Regenstrom, der spontan vom Hügel hinab das Hotelgelände flutete. Ein Schlauchboot wäre gut, hatten wir aber nicht. Auch die Annahme unter einem Duschvorhang trocken das Restaurant zu erreichen, erwies sich als Trugschluss. Auf abenteuerliche Weise erreichten wir pitschnass unser Ziel.

Dort angekommen: Stockdunkel, Stromausfall na Klasse! Logisch, so ein Gewitter überlebt keine Stromleitung schadlos. Zusammen mit anderen Abenteurern tropften wir, im tropischem Stil, das Restaurant nass. Das Abendessen entwickelte sich inzwischen zu einem romantisches Highlight, denn man servierte bei Handyschein! Beeindruckend und urgemütlich. Offensichtlich beendete der Koch noch vor dem Stromausfall seine Kunst, denn wir warteten gerade einmal zwei Minuten auf unser drei Gänge Menü.

Halbwegs trocken erreichten wir anschließend unseren Bungalow, öffneten die Tür und standen wieder im Wasser! Ich liebe die Tropen, immer für eine Überraschung gut da kommt keine lange Weile auf. Die Regenmassen schwappten nämlich durch die nicht vorhandene Türschwelle ins Innere. Da Bewegung nach dem Essen gut für die Verdauung sein soll, krempelten wir die nassen Hosen hoch und tummelten uns. Badehandtücher wurden als Feudel missbraucht, mit denen wir beherzt die Fluten bekämpften. Erschöpft und zufrieden schliefen wir diese letzte Nacht im trockenen Comodoro Bettchen ein. Bett und die Koffer blieben trocken, Ende gut alles gut.

Weiter geht’s, Habana Vedado, Jibacoa, Playa Giron und Varadero warten schon…

Die Straßen in Havannas Altstadt sind ungekannt ruhig. Der Malecon wirkt friedlich, fast schon gelangweilt, weil nur am Wochenende durch einige junge Leute oder Familien belebt. Trinkgelage und Massenaufläufe scheinen der Geschichte anzugehören. Beschaulich ruhig ist es in der Hauptstadt geworden.

Mir gefällt´s, wie früher halt. Früher, vor zwanzig Jahren als es ausschließlich Hotel Touristen gab, keine Privatvermietungen und die Insel von nur wenigen Touristen besucht wurde. Damals waren die Autobahnen leer und Hotels Mangelware. Doch zurück in die Gegenwart. Auffällig schnell bekam ich in diesem Jahr den Mietwagen, was mich ungemein verwirrte.

Was hab ich nicht schon alles erlebt auf Kuba: Nein, Ihr Wagen ist noch nicht da, warten Sie doch bitte (vier Stunden später, Wagen da). Tut uns leid, Ihr Wagen steht noch am Flugplatz, nehmen Sie doch Platz, Kollege kommt gleich (2 Stunden später). Entschuldigung, der Abholungsort hat sich geändert, Ihr Auto steht nicht hier sondern am Paseo, wir fahren Sie gerne dorthin. Entschuldigung aber die Kreditkarten Formulare sind aus, bitte suchen Sie einen Geldautomaten und zahlen Sie bar.

Im Januar 2022 erlebte ich einen Geschwindigkeitsrekord, der mich sprachlos machte. In Windeseile wurde das Fahrzeug im Focsa Gebäude präsentiert, Formulare ausgefüllt, gezahlt (alles funktionierte) und zack saß ich fünfzehn Minuten später im Auto. Kuba erstaunt mich immer wieder! Weniger Geld für Treibstoff, weniger Transportmittel, wenige Touristen sorgte für beschaulich, entspannte Urlausstimmung auf Kubas Straßen, allerdings erst nachdem man das Verlassen Havannas über die Via Blanca, mit fürchterlichem Verkehr, überlebt hatte.

Richtung Playas del Este:

Ich verlies die Stadt Richtung Playas des Este, vorbei an der Rum Fabrik und Guanabo wo einige Tage zuvor ein milder Tornado sein Unwesen trieb, Bäume entwurzelte und Autos beschädigte. Zufrieden mit der wunderbaren Aussicht auf den Atlantik, Hügelketten mit Königspalmen, grasende Ziegen, Kühen folgte ich der Carretera bis zur Abfahrt Playa Jibacoa und bog ab. Hier fuhr ich sozusagen auf direktem Wege in den Wald hinein.

Am Ende der Allee erstreckte sich zur Linken das blaue, kristallklare Meer und zur rechten die Felsformationen. Atemberaubend schön, immer wieder. Da es im Januar für Kubaner Winter ist, bewegten wir uns ganz allein auf der Straße des bekannten, kubanisches Urlaubsgebietes mit großen Naturcampinganlagen und Cabañas (Campinghütten). Im Sommer tummeln sich hier die nationalen Touristen. Zelte gibt es nicht, Kubaner campen ausschließlich in Bungalows und Hütten.

Am Ende der Ortsstraße stießen wir auf unser 3* Hotel „Villa Tropico“, eine wunderschöne Bungalowanlage mit Palmen, Hibiskus zwischen Felsen und Strand. Ich stolperte morgens sozusagen aus unserem Bungalow, auf den traumhaft weißen Sandstrand und beobachtete Kolibris beim Umschwirren der Hibiskusblüten. Manche Dinge sind auch in der Karibik wetterabhängig. Vor Jahren haben wir in Jibacoa einen wunderbaren Schnorchelausflug erleben dürfen, diesmal machte uns der raue Atlantik Wind einen Strich durch die Rechnung. Normalerweise fahre ich zum Schnorcheln nach Playa Giron, von Havanna aus das nächstgelegene Tauchgebiet an der Karibik Küste.

Das Karibische Meer ist ruhiger als der Atlantik. Neben der Villa Tropico liegt das 4* Hotel Memories Jibacoa, um einiges an Komfort reicher. Dennoch bevorzuge ich nicht nur preislich das Tropico, denn dort habe ich immer das Gefühl mitten im Garten zu schlafen. Dafür nehme ich jedes Mal die ausgesprochen schlechte All Inclusive Küche in Kauf. Man kann nicht alles haben und auf Kuba schon gar nicht.

Der Speisesaal Tropico erinnert unweigerlich an eine Betriebskantine, mit Aussicht auf Palmen und Meer. Erfüllt seinen Zweck, mehr jedoch nicht. Dessen Personal tut seine Arbeit, mehr aber auch nicht. Für verwöhnte Gaumen ist dies eine harte Prüfung, die man kaum länger als einen Tag aushält. Wahlweise könnte man die Hauptstraße hundert Meter hinauflaufen, um dort köstlich im Privatrestaurant auf der Hausterrasse zu speisen. Man muss sich nur zu helfen wissen.

Unglücklicherweise hatte in unserer Lobby-Bar auch der Cocktail-Mixer das Zeitliche gesegnet. Ersatz nicht vorhanden. Folglich gab es keinerlei Cocktails, nicht einmal handgemixt. Hatte man keine Lust oder keine Zutaten? Die Antwort blieb man mir schuldig. Von einigen deutschen Touristen erfuhr ich, dass sie diesbezüglich ins Memories flüchteten, um dort das Personal für Cocktaillieferungen zu bestechen.

Leider erhielt ich diese wichtigen Informationen erst vor meiner Abreise, während man gemeinsam 30 Minuten im Devisenshop (Hotelgeschäft) auf die gescheiterte Abrechnung der Kreditkarte wartete. Kartenprobleme kommen öfter vor, meine Devise: das Beste draus machen. Hab mich wunderbar unterhalten und nichts kaufen können. Wir haben doch Urlaub, also auch Zeit, Kuba ist eine Insel da läuft uns nichts weg.

Mit dem Mietwagen zur Halbinsel Zapata:

Zwei Tage später brach ich zur Halbinsel Zapata auf, mit dem Mietwagen in drei Stunden gut zu erreichen. Während einer Kaffeepause an der Autobahnkreuzung Jagüey Grande – Peninsula entdeckte ich eine Touristeninformation mit Personal! Mit Betonung auf „Personal“, denn Infoschilder mit Tisch und Stuhl stehen in jedem regionalen Hotel, nur sitzt dort oft niemand, wenn es an Touristen mangelt.

Halbinsel Zapata

Glück muss man haben! Ich verkürzte mir die Wartezeit auf meinen Imbiss mit einem Gespräch über Naturtourismus auf Zapata. Da Arte TV kürzlich eine Dokumentation diesbezüglich sendete, hatte ich eine Exkursion ins Auge gefasst. Seekühe, Kubakrokodile, Amerikanische Krokodile, Flamingos und weiße Pelikankolonien treiben sich im Naturpark herum. Das wollte ich mit eigenen Augen sehen, also verwies mich die nette Dame nach Playa Larga, um bei Mario meine Exkursionen zu organisieren. Überglücklich machte ich mich auf den Weg zur Naturschutzstation Playa Larga.

Dort begrüßte mich tatsächlich Mario! Am nächsten Morgen sollte ich mit einem Biologen in meinem Wagen eine Exkursion durch die Laguna Salinas machen. Ein riesiges Sumpfgebiet, welches früher der Salzgewinnung diente, ist nun zum Vogelparadies geworden. Als ich am späten Nachmittag Playa Giron erreichte, erwartete mich dort ein Luxusbungalow im neuen Teil des Hotels. Ich staunte nicht schlecht, bisher war ich immer in den alten Versionen untergekommen, was mich nie störte da ich mitten in der Natur wohnte und ohnehin nur zum Schlafen in der „Hütte“ war.

Doch in diesem Jahr meinte es das Hotel wohl gut mit mir, ich schlief in einem Palast – für kubanische Verhältnisse. Schwein gehabt. Der dreistündige Ausflug am nächsten Morgen in die Lagunas Salinas war traumhaft. Wunderbare Stille, Flamingo Gegacker, Vögel zwitschern, fischfangende Pelikane, Fischreiherkolonien (große Exemplare weiß und grau), Ibisse, Löffler. Ein Erlebnis für alle Sinne! „Mein“ Biologe erklärte mir viel Wissenswertes über Forschungsarbeiten und Vorkommen der Vögel.

Ich konnte ihn endlos mit meinen Fragen löchern, er wusste auf alles eine Antwort. Mit dem Vogelbuch bestimmten wir die Arten. Auch das Kubakrokodil wollte er mir unbedingt noch in freier Wildbahn zeigen, doch trotz akribischer Suche mussten wir feststellen, dass es heute nicht mehr auftauchen würde. Tags zuvor hatte eine polnische Familie noch das Glück, es zu treffen. Danach hatte Kroko sich anscheinend einen freien Tag verdient. Macht nichts, ich komme wieder.

Den Nachmittag verbrachte ich schnorchelnd an der Punta Perdiz und Caleta Buena. Hier bezahlt man Eintritt, bekommt dafür Strandliegen, Mittagessen und alle Getränke inklusive. Caleta Buena zeichnet sich durch seine wunderschöne, felsige Lage und ein natürliches Schwimmbecken aus. Gut zum erholen und baden. Punta Perdiz hingegen hat viele kleine Korallenriffe und Fischreichtum, beide Orte sehr abwechslungsreich. Naturexkursion am frühen Morgen, anschließend in die jeweilige Schnorchelzone Mittagessen und Fische beobachten, baden inklusive. Ich erlebte wunderbare Tage bei warmem und trocknem Wetter, was im Februar nicht immer der Fall ist. Schwein gehabt, mal wieder.

Zurück in Havanna:

Zurück in Havanna. Vom Massentourismus ist Kuba momentan weit entfernt. Die sonst so überlaufenden Touristen Attraktionen sind fast menschenleer. Wer Land und Leute sehen will, wird sie sehen. Was vor drei Jahren so gut wie unmöglich war, auf Grund der vielen Touristengruppen die durch die Altstadt stampften.

Für alle die Kuba „von früher“ kennen, ist es eine Art Zeitreise, auf die man sich zwanzig Jahre zurück begibt. Kaum Ausländer auf der Insel, man ist wieder unter sich. Obwohl es der Bevölkerung an allem fehlt, verhält man sich freundlich zu mir, ohne Aufdringlichkeit. Was ich bei der momentanen Armut ehrlich gesagt nicht erwartet hatte.

Ein kleines Trinkgeld ist bei derzeitigem Geldmangel eine gute Tat. Im Geld schwimmt hier seit zwei Jahren keiner. Währungsumstellung, Preisanpassungen, verschwundene staatliche Zuschüsse machen es jedem schwer, vor allem denen, die keine Auslandskontakte haben. Vor den Läden warten riesige Menschenschlangen auf Hühnchen, Speiseöl oder andere Waren des täglichen Bedarfs, die rationiert mit der einheimischen Währung CUP ausgegeben werden.

Bezahlt wird seit einiger Zeit hingegen in sogenannten MLC Läden ausschließlich mit Karte zu Dollar Preisen, hier finden sich auch mehr Produkte. Entlang der Straße kann man bei Privatverkäufern mit der einheimischen Währung bezahlen. Die Waren sind allerdings überteuert und es gelten „Schwarzmarktpreise“. Ein Land in der Krise, für den Touristen nicht direkt spürbar, unterhält man sich mit Einheimischen, stellt man fest dass sie verzweifelt und erschöpft vom täglichen Überlebenskampf sind.

Den Lebensunterhalt auf Kuba zu sichern, ist seit zwei Jahren ein Kampf, viele versuchen auszuwandern. Leuten mit Auslandskontakten oder lohnenden Business kann es allerdings auch sehr gut gehen, man macht seine Geschäftchen und erhält Devisen aus dem Ausland. Doch alles kein Vergleich zum Leben in Europa. Einige Bars und Restaurants in Havanna leben nun statt von Touristen von den Kubanern mit Geld.

Für Europäer lohnt sich eine Kubareise:

Für uns Europäer lohnt sich eine Reise nach Kuba immer noch. Die Natur ist wunderschön, die Geschichte der Insel interessant und irgendwas passiert immer, genug Stoff für Urlaubsgeschichten für zu Hause garantiert. Casa Particulares (Privatunterkünfte) haben nach wie vor oft besseren Service als die Hotels, das Essen ist dort oft besser als in den Restaurants. Momentan zahlt man direkt in Euro an die Besitzer. So kann man auch helfen.

Auf geht’s! Vamos a la IslaJ

Aufgepasst, wer mit Mietwagen auf eigene Erkundungstour gehen möchte, sollte sich immer gut informieren, wie die derzeitige Benzinversorgungslage ist. Manchmal wird auf der Insel der Treibstoff knapp. Wie man sich am besten vorbereitet, kann man bei avenTOURa im Büro vor Ort in Havanna fragen.

avenTOURa ist mit Auszeichnungen und Mitgliedschaften seit über 25 Jahren in der Touristikbranche etabliert.