Mystisches La Paz – Zwischen Kirchen, Hexenmärkten und Schamanen

von Chris Tokple

Die wichtigste Kirche in La Paz ist die Kirche San Francisco im Herzen der Stadt. Wer sich die Fassade der Kirche genauer ansieht wird erkennen, dass neben den katholischen Symbolen und Heiligen auch wichtige Abbilder aus der indigenen Mythologie dargestellt sind. Dadurch sollte die Missionierung der Einheimischen erleichtert werden. Zum Beispiel ist neben dem Namensgeber der Kirche auch Pachamama auf der Fassade zu sehen.

Pachamama – Mutter Erde

Für die Andenvölker, wie z. B. den Quechua oder Aymara, ist Pachamama eine allmächtige Göttin, die heute noch verehrt wird. Die meisten Bolivianer sind zwar katholisch, ihre Traditionen und ihr ursprünglicher Glaube spielt aber nach wie vor eine wichtige Rolle. Dies sollte man unbedingt respektieren. Viele ältere Bolivianer glauben z.B., dass Sie durch eine Fotografie einen Teil ihrer Seele verlieren, daher sollte man für ein Foto um Erlaubnis fragen.

Der Hexenmarkt – Mercado de las Brujas

Unweit der Kirche San Francisco befindet sich der sogenannte Hexenmarkt. In kleinen Läden und Straßenständen wird allerlei Kurioses verkauft, mit dem man das Liebesleben, Geschäfte oder die Gesundheit beeinflussen kann. Pulver, Steine, Pflanzen, Amulette und getrocknete Tiere bekomme ich hier zu sehen. Die Verkäuferinnen, die sogenannten Hexen, erstellen je nach Anliegen des Kunden eine Opfergabe aus ihrem magischen Inventar. Am meisten erstaunt bin ich über die toten Lama-Föten und Lama-Fohlen. Von einer Verkäuferin erfahre ich, dass in nahezu jedem Fundament eines Hauses solch ein totes Lama zu finden ist. Wird beim Häuserbau kein Lama geopfert, kann dies zu großem Unglück führen. Dass es sich bei dem Hexenmarkt im Zentrum der Stadt nicht um eine Touristen-Attraktion handelt wird mir klar, als ich den Markt in der 1000m höher gelegenen Nachbarstadt El Alto besuche, denn dort sind viel mehr Verkaufsstände der „Hexen“ zu sehen, aber so gut wie keine Touristen.

Yatiris – Die Schamanen von Bolivien

In El Alto gibt es neben dem großen Hexenmarkt noch etwas weiteres zu entdecken. Unweit des Plaza Carlos Palenque stehen dutzende bunte Buden mit Wellblechdach. Vor einigen stehen merkwürdige kleine Ofen. Ich beobachte, wie ein älterer Mann einem Jüngeren Anweisungen gibt, so dass dieser sich in den Rauch eines Ofens stellt und vollkommen von diesem umhüllt wird. Hier, an diesem Ort kann man die Dienste von Yatiris (Schamanen) in Anspruch nehmen, viele Bewohner von LaPaz machen dies regelmäßig. Yatiris sollen u.a. die Zukunft voraussagen können. Dazu werden Kokablätter verwendet, die der Schamane auf einen Tisch fallen lässt und aus der Anordnung der Blätter die Zukunft deutet. Die Schamanen sind auch für die Rituale zuständig, die mit den Opfergaben vom Hexenmarkt durchgeführt werden.

Dia de las Ñatitas – Das vielleicht schaurigste Fest der Welt

Wer im November La Paz besichtigt, hat die Chance das seltsame Fest „Dia de las Ñatitas“ zu sehen. Von dem Fest erfahre ich während einer Stadtführung, als mein Guide mir die Bedeutung der vielen Totenschädel erklärt, die auf den unzähligen Graffitis im Friedhof der Stadt zu sehen sind. Während des Festes pilgern tausende Bolivianer zum Cementario General. Jede Familie trägt dabei einen Totenschädel mit sich, der oft bunt geschminkt und geschmückt ist. Die Schädel werden meist auf einem Schwarzmarkt gekauft und dann wie ein neues Mitglied in der Familie aufgenommen. Es wird geglaubt, dass die Seele des Toten der Familie Glück bringt, wenn der Totenkopf gut behütet wird. Dazu werden regelmäßig Gaben wie Zigaretten, Alkohol und Süßigkeiten geopfert.

Solche Volksfeste und andere Traditionen machen Bolivien für mich zu einem besonders spannenden und interessanten Reiseziel!

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