In der Hängematte über den Amazonas – ein unvergessliches Abenteuer

 von Chris Tokple

Mein Traum war es immer, den Amazonas Brasiliens in einem typischen Schiff per Hängematte zu bereisen. Dazu plane ich, eine Strecke von ca. 880km zurückzulegen und von Belém nach Santarém zu reisen. In meinem Hostal erhalte ich wertvolle Informationen über die Abfahrtszeiten der Schiffe und wo ich mir am besten eine Hängematte besorge, denn diese muss von jedem Passagier selbst mitgebracht werden.

Frühes Boarding zahlt sich aus

Fünf Stunden vor der Abfahrtzeit finde ich mich am Hafen ein. Mir wurde der Tipp gegeben, frühzeitig an Bord des Schiffes zu gehen, da ich mir so meinen Platz für die Hängematte frei auswählen kann. Außerdem habe ich einiges an Proviant dabei. Die Verpflegung durch die Schiffs-Kantine soll zwar gut sein, aber man weiß ja nie. Zu meiner Überraschung macht das Schiff einen ganz ordentlichen Eindruck. Auf der unteren Ebene sind unzählige Güter gelagert. Vieles davon sind Lebensmittel. Auf den zwei Ebenen darüber befinden sich 2 riesige Schlafsäle, einer mit geschlossenen Fenstern und klimatisiert (nachts kann es deshalb sehr kalt werden), der andere komplett offen. Es gibt ein Dutzend Doppelzimmer, aber der Großteil der max. 850 Passagiere kommt in einem der Säle unter, in denen man nach Belieben seine Hängematte anbringen kann. Außerdem gibt es ein kleines Restaurant und auf dem Deck eine Bar, in der bis spät abends Musik gespielt wird. Da ich früh dran bin, kann ich alles in Ruhe beobachten. Nach und nach füllen sich die Plätze um mich herum. Auch ziehen ständig Leute an mir vorbei, die Paranüsse, Cashewkerne und getrocknete Shrimps verkaufen. Bis kurz vor dem Ablegen hat sich das Schiff gut gefüllt, die meisten der Passagiere sind Einheimische, die fachmännisch ihre Hängematten an den entsprechenden Befestigungen anbringen.

Entspannung pur auf dem wasserreichsten Fluss der Erde

Dann geht es los. Bis wir Santarém erreichen, werden 3 Nächte vergehen und 5 Häfen angefahren. Kurz nach der Abfahrt verkündet die Bordküche über Lautsprecher, dass es als Abendessen Fisch oder Hähnchen mit Reis, Nudeln, Bohnen, geröstetes Maniokmehl und Salat gibt. Die Auswahl der Gerichte wird an den kommenden Tagen immer die gleiche sein, sowohl am Mittag wie am Abend. Die Mahlzeiten sind sehr üppig und schmackhaft. Um in den Genuss des leckeren Amazonasfisches Pirarucu zu kommen, muss man allerdings pünktlich zu Beginn der Essensausgabe in der Kantine erscheinen. Während das Schiff sich langsam den Amazonas hinaufschlängelt, kann man vom Deck aus die vorbeiziehenden Ufer betrachten und über die nahezu unendlichen Weite des Regenwaldes staunen. Hin und wieder stehen kleine Häuschen am Ufer, die gänzlich von der Außenwelt getrennt zu sein scheinen. Die Bewohner der Häuschen warten manchmal in einem Floß und hoffen, dass ihnen von unserem Schiff aus etwas Proviant zugeworfen wird. Auf dem Wasser tauchen gelegentlich Flussdelphine auf, die uns einige Minuten zu begleiten scheinen. Brasilianer sind sehr gesellig und so lerne ich auch schnell die Passagiere in den Hängematten neben mir kennen.

Interessant sind vor allem die Momente, an denen wir an einem der fünf Zwischenstopps halten. In Windeseile, wuselig wie hunderte Ameisen, werden von Trägern die geladenen Güter aus- und eingeladen. Einige Passagiere verlassen das Schiff, neue Passagiere bringen ihre Hängematten an. Fliegende Händler kommen an Bord, schlängeln sich durch die Gänge und bieten interessante Gerichte, Snacks und frische Säfte an. Abends habe ich Glück, denn es ist keine Wolke zu sehen und so erhellt der Mond den gesamten Nachthimmel. Bei einem kühlen Getränk und Samba- Musik genieße ich mit meinen neuen Bekannten den Blick in den sternenklaren Himmel. Es ist sogar so hell, dass wir die Umrisse des Urwaldes kilometerweiter erkennen.

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